top of page

WIE ALLES BEGANN

Der Zürcher Kinderarzt Dr. Beat Richner hat seine Heimat im März 1992 verlassen, um das im Krieg zerstörte Kinderspital in Phnom Penh mit Schweizer Spendengeldern wieder aufzubauen. Über 26 Jahre stand er unermüdlich im Einsatz: Für die Ärmsten Kambodschas, für die Schwächsten, für jene, die keine Lobby hatten. Ihnen galten seine Sorge und sein Engagement. Richners Kredo: Korrekte medizinische Behandlung, kostenlos, für alle Kinder. 

Von Beginn weg an seiner Seite stand Dr. Peter Studer. Die beiden Kinderärzte arbeiteten über Jahrzehnte Seite an Seite, planten den Wiederaufbau des Spitals, die Erweiterungen, die Ausbildung des einheimischen Personals und verhandelten mit Behörden und Geldgebern. 

Die Verdienste der beiden Gründer für die betroffenen Kinder und ihre Familien wie auch für die Stiftung sind immens. Wir alle tragen ihr Lebenswerk weiter. Hier in der Schweiz – und ebenso in Kambodscha, wo viele langjährige, einheimische Weggefährten nun die Verantwortung für die Spitäler mittragen.

Richner 3_edited.jpg

1974 / 1975
 

Für das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) steht
Beat Richner im Kantha Bopha Kinderspital im Kambodscha im Einsatz, kümmert sich um die Ärmsten und praktiziert selbst dann noch, als Bomben rund um das Gelände einschlagen. Als die
Roten Khmer die Macht endgültig ergreifen, muss der junge Arzt seine Mission abrupt abbrechen – noch jahrelang trägt er den Spitalschlüssel als eine Art Talisman in seinem Hosensack. Beat Richner kehrt in die Schweiz zurück und nimmt seine frühere Arbeit am Kinderspital Zürich wieder auf. 1978 eröffnet er zusammen mit Arztkollege Fredi Löhrer eine eigene Praxis in Zürich.

 

1974 ist auch für Peter Studer ein aufregendes Jahr. In Laos begleitet er während sechs Wochen seinen Bruder Urs, der dort eine mobile Equipe des SRK leitet. Einmal mehr wächst in Peter die feste Überzeugung und der Wunsch, selber in der Dritten Welt tätig zu sein. 1979 leitet er in Thailand eine SRK-Equipe im Lager für kambodschanische Flüchtlinge. 1981 und 1982 folgen mehrmonatige SRK-Einsätze in Kambodscha, in einem Spital in Kampong Cham am Mekong.  

072.JPG

1991

 

Bei den Friedensabkommen für Kambodscha in Paris ist Beat Richner per Zufall für einen Konzertbesuch in der Stadt. Und dort kommt der Stein ins Rollen: Der Kinderarzt beschliesst, nach Kambodscha zu reisen und das Kinderspital zu besuchen, das er Jahre zuvor überstürzt verlassen musste. König Norodom Sihanouk und die Regierung bitten den Schweizer schliesslich, den Betrieb von Kantha Bopha wiederaufzubauen und zu verwalten – denn die Institution wurde während des Krieges zerstört. Von den Ärzten, mit denen Beat Richner in den 1970er-Jahren zusammengearbeitet hat, leben nur noch deren zwei.

063.jpg

 ab 1999
 
Die Regierung bittet die Schweizer Kinderärzte, im Norden des Landes – nahe der Tempelstadt Angkor Wat – ein drittes Kinderspital zu bauen. Es soll den Namen Jayavarman VII tragen, benannt nach dem König aus dem 12. Jahrhundert, der damals in Kambodscha vier Spitäler gebaut hat.

Am 12. Oktober 1996 wird das neue Kinderspital im Beisein des Königs und des Schweizer Bundespräsidenten Jean-Pascal Delamuraz eingeweiht. 2001 kommt am gleichen Standort eine Maternité dazu.

In den folgenden Jahren werden die Betriebe modernisiert und ausgebaut. 2002 nimmt das Ausbildungs- und Konferenzzentrum in Siem Reap seinen Betrieb auf. Im Dezember 2005 eröffnet
Kantha Bopha IV und im Dezember 2007
Kantha Bopha V in Phnom Penh ihre Türen.  

2017 / 2018
 
Beat Richner muss wegen einer schweren Erkrankung für Untersuche nach Zürich gebracht werden. Er bleibt daraufhin in der Schweiz und stirbt am 9. September 2018 in der Nähe von Zürich. Seine Asche ruht in einem Grabmal vor dem Spital in Siem Reap. Peter Studer übernimmt die Leitung der Spitäler. 

1947
 
Am 13. März kommt Beat Richner in Zürich zur Welt. Er ist das vierte Kind von Hildegard und Theophil, beide Lehrpersonen. Am Zürichberg wächst er in einer harmonischen Umgebung und einer behüteten Familie auf. Als Bub sammelt er Briefmarken, nimmt bei Ausflügen lieber das Auto statt zu marschieren – und sagt immer, was er denkt. Seine Liebe gehört schon früh der Musik und Medizin; er entscheidet sich beruflich für Letzteres. Beat Richner ist in der Studentenbewegung tätig, jobbt als Nachtwächter im Zürcher Seefeld und tritt mit seinem Cello in Klein-theatern auf. Nach dem Medizinstudium spezialisiert er sich auf Pädiatrie im Kinderspital Zürich.

Am 14. März kommt Peter Studer in Luzern zur Welt. Seine Jugendzeit verbringt der Bub mit den Eltern und den beiden Geschwistern in Hünibach, direkt am Thunersee – ab August 1952 lebt die Familie für ein Jahr in den USA. In der Schule lernt er Klassen-Kollege Heinz kennen, ein Junge mit einer schweren Cerebralparese, der nahezu unverständlich spricht. Ob ihn das bei seiner Berufswahl wohl beeinflusst hat? Mit 12 Jahren fasst Peter den Entschluss, Kinderarzt zu werden. Dies, obschon er kein Vorbild hat, nicht einmal einen Kinderarzt kennt. Nach den Studien und der fachärztlichen Ausbildung führt er seine eigene Kinderarztpraxis in Reinach AG. 

1970er- & 1980er-Jahre
 

Während er seiner Tätigkeit als Arzt nachgeht, entwickelt Beat Richner die Figur des Musikclowns Beatocello. Damit tritt er in der Deutschschweiz wie auch im Ausland auf. Zur Illustration seines Programms und seiner musikalisch-poetischen Geschichten publiziert er vor allem Kinderbücher mit einfachen Strichmännchen. Diese Art von Illustrationen werden ihn sein Leben lang begleiten.

1992
 
Am 27. März ruft Beat Richner in Zürich eine Stiftung ins Leben, plant im Mai nach Phnom Penh zu reisen und sofort mit dem Wiederaufbau des Kinderspitals Kantha Bopha I zu beginnen.

In einer Zeitung liest Peter Studer von den Plänen des Kinderarztes aus Zürich. Von seinen eigenen Einsätzen weiss er: In Kambodscha funktioniert gar nichts. Somit muss dieser Dr. Richner ein echter Haudegen sein – und sicher dankbar für Unterstützung. Peter Studer ruft ihn an und trifft ihn am Tag vor der grossen Abreise nach Kambodscha. Noch im gleichen Sommer analysieren sie zu zweit die Situation vor Ort gemeinsam, schmieden Pläne, machen vorwärts.
Beide haben als Kinderärzte ihre Herzen an das mausarme Land verloren – diese Aufgabe und das Engagement für die Ärmsten verbindet sie für den Rest ihres Lebens. 

Am 2. November 1992 nimmt Kantha Bopha I seinen Betrieb wieder auf. In den darauffolgenden Jahren wird das Spital so auf- und ausgebaut, dass es den dringendsten Bedürfnissen der kleinen Patienten dienen kann. Da das Kinderspital schnell an Bekanntheit gewinnt und die Mütter dem Schweizer Arzt vertrauen, stösst es bald an seine Kapazitäts-
grenzen. 1996 eröffnet Kantha Bopha II, das im Garten des Königspalastes erbaut werden konnte.

​Übrigens: Der Name Kantha Bopha bedeutet
Duftende Blume. So hiess die über alles geliebte Tochter von König Sihanouk, die 1952 mit nur 3 Jahren an Leukämie verstarb.

2003
 
Am 5. Januar wird Beat Richner im Rahmen der TV-Gala «Swiss Award» zum allerersten «Schweizer des Jahres» ernannt. 23 Prozent der Teilnehmenden stimmen für ihn und ehren damit sein Engagement für die Ärmsten dieser Welt. Seither haben Persönlichkeiten wie Roger Federer, Peter Sauber, Köbi Kuhn, Didier Cuche oder Polo Hofer den Preis gewonnen.

2020
 
Nach einer kurzen, schweren Krankheit verstirbt Peter Studer am 6. Mai 2020.

In Kambodscha übernehmen die «Les fils spirituels» die Leitung der Spitäler: Generaldirektor Dr. biol. Denis Laurent und die beiden Chefärzte Prof. Dr. med. Yay Chantana und Prof. Dr. med. Ky Santy sind seit Beginn mit dabei und arbeiteten während Jahrzehnten mit Beat Richner und Peter Studer zusammen. 

Die Kinderspitäler heute
 
Was ist seither passiert? Wie haben sich die Betriebe weiterentwickelt?
Mehr Informationen über die Spitäler erhalten Sie hier.
Wer hinter der Stiftung steckt und wer die Spitäler leitet, sehen Sie hier.
Was gerade Aktuelles und Spannendes passiert, lesen Sie hier

bottom of page