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Kantha Bopha initiiert nationales Projekt

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Viele Kinder kommen in Kambodscha daheim zur Welt, einige in lokalen Gesundheitszentren oder regionalen Spitälern. Treten dabei Komplikationen auf, werden die Mütter und ihre Babys oft in unsere Kantha Bopha-Spitäler gebracht. Wenn sie dort ankommen, ist ihr Zustand meistens sehr ernst bis kritisch, da die Betreuung zuvor und auch der Transport nicht mit dem nötigen Fachwissen erfolgt sind.

 

Um die Situation für Mütter und Neugeborene zu verbessern, hat Jean-Claude Fauchère ein neues, nationales Projekt angestossen: start4newborn Cambodia. Der Neonatologe aus Zürich schult seit 2017 unsere neonatologischen Teams in den Kantha Bopha-Spitälern, entwickelt mit ihnen wichtige Standards und verfügt über viel Erfahrung auf diesem Gebiet. Ein vergleichbares Projekt für Neugeborene hat er vor 15 Jahren auch in der Schweiz umgesetzt: So beauftragte ihn die Schweizer Gesellschaft für Neonatologie – zusammen mit einer nationalen Arbeitsgruppe – die praktische Betreuung von Neugeborenen mit Anpassungsstörungen bei der Geburt zu vereinheitlichen (www.paediatrieschweiz.ch/start4neo).

 

Dies wurde einerseits durch eine regelmässig angepasste nationale Empfehlung zur Betreuung von Neugeborenen bei der Geburt erreicht, anderseits durch einen landesweit ausgerollten praxisorientierten Kurs – start4neo genannt. Dabei werden interdisziplinär die notwendigen manuellen und kommunikativen Fertigkeiten gemeinsam erlernt, aufgebaut und trainiert. Zum Zielpublikum gehören alle Fachpersonen, die Neugeborene bei der Geburt betreuen: Hebammen, Kinderärztinnen und Anästhesisten, Geburtshelfer und Rettungssanitäterinnen.





Ein ähnliches Projekt hat der Neonatologe nun in Kambodscha ins Rollen gebracht. Was möchte er mit der landesweiten Aktion erreichen? Welche Rollen spielen die Schweiz und unsere Spitäler dabei? Wir haben nachgefragt.

 


Herr Fauchère, worum geht es bei diesem Projekt genau?

Ich erwähnte vor einigen Jahren während eines Rundganges auf der Neonatologie in Phnom Penh in Anwesenheit der Spitalleitung sowie Vertretern des Gesundheitsministeriums diesen Schweizer start4neo-Kurs – dies angesichts der oft sehr rudimentären Betreuung von Neugeborenen mit gesundheitlichen Problemen in Kambodscha. Hauptsächlich handelt es sich um Neugeborene, die unter der Geburt einen Sauerstoffmangel erlitten haben: Hier ist eine rasche Behebung dieser Situation von grösster Bedeutung, um das Risiko lebenslanger Behinderungen oder gar Tod zu vermindern. Zahlenmässig sind zudem frühgeborene Kinder oder Kinder mit angeborenen Fehlbildungen von Bedeutung.

 

Was braucht es, um die Behandlung solcher Babys zu verbessern?

Es muss ein sogenanntes «needs-assessment» für die kambodschanische Situation gemacht werden, also eine Bedarfsabklärung: Was braucht es aus übergeordneter Sicht, was benötigen die involvierten Fachpersonen? Daraus entsteht dann ein Katalog von zu erlernenden Fertigkeiten, massgeschneidert auf die Situation in Kambodscha. Weiter sollte ein Budget für das Projekt erstellt werden, das Lehrmittel sowie Personal- und Reisekosten für alle Teilnehmenden umfasst. Natürlich muss die Finanzierung sichergestellt und dann die bestmögliche inhaltliche und didaktische Kursstruktur entwickelt werden. Dabei geht es um die Inhalte der einzelnen Module und die Didaktik, ob die Kurse in den Zentrumsspitäler und/oder dezentral in den peripheren Spitälern abgehalten werden, um die Ausbildung der Instruktionspersonen und um regelmässige Evaluation durch die Teilnehmenden und Instruktoren, um Rückmeldung an eine Lenkungsgruppe mit Anpassungen des start4newborn Cambodia-Kurses.

 

Was versprechen Sie sich von diesen Massnahmen, was kann start4newborn bewirken?

Es werden einheitliche Betreuungsrichtlinien eingeführt, zuerst lokal, später national. Dadurch ergibt sich eine signifikante Verbesserung der Betreuungs- und Transportqualität der Neugeborenen mit Adaptationsproblemen. Die Kommunikation zwischen dezentralen Geburtsorten und -kliniken, Gesundheitszentren und Zentrumsspitälern wird sich verbessern. Dies alles führt zu einer deutlichen Senkung der neonatalen Sterblichkeit und von Langzeitbehinderung, sorgt für die Verbesserung der Lebensqualität der überlebenden Kinder – und senkt langfristig die Kosten für Familien und Staat. Ein weiterer sehr positiver Aspekt: Diese Resultate können mit einem relativ moderaten finanziellen Aufwand erreicht werden.

 

Wie weit ist das Projekt bereits fortgeschritten?

Rund um Staatssekretärin und Professorin Im Sethikar wurde eine Lenkungsgruppe gebildet – sie hat früher übrigens in der Neonatologie der Kantha Bopha-Spitäler gearbeitet. Der eigentliche Startschuss erfolgte dann im Mai 2024 bei einem Eröffnungs-Symposium im Calmette-Spital in Phnom Penh, gemeinsam mit dem kambodschanischen Gesundheitsminister, seinen Mitarbeitenden, der Lenkungs- und der Arbeitsgruppe sowie etwa hundert Teilnehmenden vor Ort und auch online. Das Projekt start4newborn Cambodia wurde damals vorgestellt und die offizielle Unterstützung durch das Gesundheitsministerium zugesagt. Am Nachmittag gab es dann einen «hands-on Kurs».

 

Was sind die nächsten Schritte?

Die Arbeitsgruppe hat nun die Aufgabe, das von uns aus der Schweiz gelieferte und ins Englisch übersetzte Theorie-Manuskript in die Khmer-Sprache zu übersetzen, die vier bis fünf Kursmodule inhaltlich zu gestalten, didaktisches Material bereitzulegen, zukünftige Trainers zu selektionieren und Kursmodalitäten vorzuschlagen.

 

Wer ist alles involviert?

Federführend sind das Calmette-Spital in Phnom Penh und unsere Kantha Bopha-Kinderspitäler, dazu kommt auch das Soviet Khmer-Spital in Phnom Penh. Frau Dr. Rathmony Heng ist leitende Ärztin der Neonatologie im Calmette-Spital und steht der Arbeitsgruppe vor, von unserer Seite her helfen die beiden leitenden Ärzte der Neonatologie von Siem Reap und Phnom Penh mit, Dr. Bunthong Sar und Dr. Peou Kim. Und Professorin Sethikar ist gleichzeitig Vertreterin des Gesundheitsministeriums und als Präsidentin der Perinatal Society of Cambodia (PSC) zuständig für die Leitung des Projektes.

 

Professorin Sethikar hat Sie zur Wahl als «Honorary Advisor to the Ministry of Health» vorgeschlagen. Was bedeutet Ihnen dieser Titel?

Dieser Titel ist – wie im Namen erwähnt – rein ehrenamtlich. Die einzige Bedeutung liegt aus meiner Sicht darin, dass ich als Vertreter von Kantha Bopha unsere wichtige Partnerschaft in diesem nationalen Projekt auf allen Ebenen sichtbar machen kann. Denn die Neonatologie in unseren Spitälern ist zahlenmässig weitaus die grösste im Land sowie fachlich und technisch die am weitesten fortgeschrittene. Sie kann als richtunggebend für Kambodscha betrachtet werden.

 

Und wie engagieren Sie sich persönlich weiter bei start4newborn?

Zusammen mit Cécile Keller, Instruktionspflegefachfrau Neonatologie USZ, werde ich im Juni 2025 nach Phnom Penh reisen. Neben anderen Teaching-Themen auf den verschiedenen Neonatologie-Abteilungen wird es auch darum gehen, mit dem Projekt-Team von start4newborn und Professorin Sethikar den Stand der Dinge zu erörtern sowie die weiteren Ziele zu formulieren und Fragen zu beantworten. Wir möchten noch in diesem Jahr mit der Ausbildung von Trainers für die Kurse starten, dazu geeignete Kandidatinnen und Kandidaten finden sowie ein erster Pilotkurs durchführen. Auf diesen Erfahrungen können wir dann aufbauen.

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