Diabetes ist eine unheilbare Autoimmunkrankheit. In unseren Kinderspitälern in Kambodscha begleiten wir 458 betroffene Mädchen und Buben, zeigen ihnen den Umgang mit dem Insulin-Pen, sprechen über die richtige Ernährung und geben ihnen die lebenswichtigen Medikamente mit. Alleine 2023 kamen 55 neue Fälle dazu.
Die ersten Anzeichen sind bei den meisten Kindern eindeutig: starker Durst und Heisshunger, extrem häufiges Wasserlassen, dann Müdigkeit und Schwäche sowie Gewichtsverlust. El Sayana kam als Einjährige ins Spital nach Phnom Penh, weil sie immer dünner und leichter geworden war, dazu kamen Fieber und Erschöpfung. Die Ärzte untersuchten das Mädchen und diagnostizierten schliesslich Diabetes.
Bei dieser unheilbaren Autoimmunkrankheit zerstört das eigene Immunsystem Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die das Hormon Insulin produzieren. Dieser Prozess schreitet langsam voran, dauert mehrere Monate. Erst wenn rund 90 Prozent der Zellen vernichtet worden sind, entwickeln sich die ersten Diabetes-Anzeichen. Weil der Körper den Zucker im Blut ohne Insulin nicht in die Zellen befördern kann, steigt der Blutzucker stark an.
El Sayana spritzt seit der Diagnose viermal pro Tag Insulin mit einer Art Stift. Ihre Mama sei sehr stolz, erzählt die heute 17-Jährige: «Denn seit ich 7 Jahre alt bin, kann ich das selber machen.» Gelernt hat sie das richtige Essverhalten und alle lebensnotwendigen Handgriffe in der Diabetes-Sprechstunde, die die Kantha Bopha-Spitäler anbieten. Die betroffenen Mädchen und Buben kommen regelmässig vorbei, messen den Blutzucker vor Ort, besprechen die Werte mit den Fachpersonen und erhalten bei Bedarf Beratung – und neues Insulin.
Ärztin Ban Manet hat heute Dienst und unterhält sich mit El Sayana. Sie will wissen, wie es dem Teenager geht. Denn der gemessene Wert ist heute etwas tief, die Fachfrau ermahnt zu einem Snack und legt eine Illustration zum Thema Ernährung auf den Tisch. Ausgewogen und abwechslungsreich sollten die Mahlzeiten sein.
Die Patientin ist dankbar für die Unterstützung und Beratung: «Die Menschen hier im Kantha Bopha-Spital haben mir das Leben gerettet. Und dank der Hilfe, die ich bis heute erhalte, kann ich an eine Zukunft glauben.» El Sayana besucht die High School und möchte dereinst selber Ärztin werden – am liebsten für diabeteskranke Kinder.
Die junge Frau wird ihr Leben lang Insulin spritzen müssen – es gibt keine Heilung. Und unbehandelt führt die Krankheit zum Tod. Doch wenn der Blutzucker gut eingestellt ist, kann El Sayana mit einer ganz normalen Lebenserwartung rechnen. Wie ihr geht es vielen Mädchen und Buben in Kambodscha. Say Sophalin ist 30 Jahre alt, weiss seit dem 9. Lebensjahr von seiner Erkrankung und berät heute andere Betroffene in einem Gesundheitszentrum über Diabetes. Oder Tarng Chhay Hok, der in sehr kritischem Zustand ins Spital gebracht worden ist – «ich habe nur dank des raschen und korrekten Handelns der Ärzte überlebt».
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