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Zwischen Herz und Kultur: Zwei prägende Monate als Unterassistent in Kambodscha

stiftungkanthaboph

Die Entscheidung, eine zweimonatige Unterassistenzstelle in Kambodscha anzutreten, war alles andere als leicht für mich. Besonders der Gedanke, meinen Geburtstag, Weihnachten und Neujahr zum ersten Mal allein zu verbringen, machte es nicht einfacher. Doch oft hört man, dass man als Person wachsen kann, wenn man sich ungewohnten Situationen ausserhalb der eigenen Komfortzone stellt. Für mich war Kambodscha genauso eine ungewohnte Situation – und diese Theorie hat sich mehr als bewahrheitet.

 

Von der ersten Minute an, als ich das Jayavarman-VII-Spital betrat, wurde mir klar, dass ich hier nicht auf mich allein gestellt sein würde. Jeder im Spital – wirklich jeder – war unglaublich freundlich und bemüht, mir so viel wie möglich beizubringen. Hinzu kam, dass in der ersten Woche eine Mission aus der Schweiz und Frankreich in Siem Reap stattfand. Die Schweizer Ärzte und die Hebamme gaben mir einen tiefen Einblick in die Geburtshilfe und vermittelten mir wertvolles Wissen. Obwohl ich später weder Gynäkologie noch Geburtshilfe als Fachrichtung wählen werde, bin ich sehr dankbar für die Erfahrungen und Kenntnisse, die ich sammeln durfte.

 

Dank der grossen Lehrbereitschaft der Kambodschaner konnte ich mein medizinisches Wissen und meine praktischen Fertigkeiten enorm erweitern. Jede Woche war ich auf einer anderen Station tätig, wodurch ich mein medizinisches Allgemeinwissen erheblich vertiefen konnte. Ich hatte die Gelegenheit, Spontangeburten zu begleiten, kleinere chirurgische Eingriffe durchzuführen und sogar bei einer Sternotomie während einer offenen Herzoperation mitzuwirken. Dies sind nur einige der zahlreichen Eingriffe, die ich erleben durfte – würde ich alles aufzählen, wäre dieser Bericht viel zu lang. All das wäre jedoch nicht möglich gewesen ohne die kompetenten und engagierten Ärzte sowie das hilfsbereite Spitalpersonal, das mich jederzeit unterstützt hat.


Besonders begeistert hat mich die Kinderchirurgie. Die präzise Arbeit und das aussergewöhnliche Engagement der Chirurgen haben mich tief beeindruckt. Ihre Kompetenz und ihre Fähigkeit, auch in schwierigen Situationen ruhig und fokussiert zu bleiben, waren inspirierend. Diese Erfahrungen haben meinen Wunsch gestärkt, später selbst in einem chirurgischen Fach tätig zu sein.




Ein weiterer Aspekt, der mich tief beeindruckt hat, war die Offenheit, Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Kambodschaner. Sie waren stets bemüht, mir ihre Kultur näherzubringen. Wollte ich etwas besichtigen, war sofort jemand bereit, mich zu begleiten. Bei aufregenden Sportaktivitäten wurde ich spontan eingeladen, als gehörte ich schon seit Jahren dazu. An meinem Geburtstag wurde ich von der Ärztin Kongkea mit einem Kuchen überrascht. Besonders an Silvester war ich gerührt, als sie mich mitnahm, um mit ihrer Familie zu feiern, sodass ich nicht allein ins neue Jahr starten musste. Danke, Kongkea, ich bin dir unendlich dankbar!


Auch bei Geburtstagsfeiern im Team war ich stets willkommen, als gehörte ich fest zur Spitalfamilie. Diese Herzlichkeit und Wertschätzung, die ich in jeder Sekunde spürte, werde ich nie vergessen.

 

Rückblickend bin ich unheimlich dankbar für diese zwei Monate in Siem Reap. Sie haben mir nicht nur wunderschöne Erinnerungen und neue Freundschaften beschert, sondern auch die Möglichkeit gegeben, als Person zu wachsen. Natürlich gab es auch traurige Momente, wie den, als ein Kind in meinen Armen während einer erfolglosen Reanimation verstarb. Doch solche Erfahrungen gehören leider zu unserem Beruf dazu. Am Ende überwiegen die positiven Erlebnisse bei Weitem und machen den Abschied umso schwerer.

 

Im Februar beginnt für mich ein neues Kapitel in der Schulthess Klinik, wo ich eine Unterassistenzstelle in der Orthopädie antreten werde – einem Fachgebiet, das mich sehr interessiert. Trotzdem bin ich traurig, Siem Reap zu verlassen, da diese aussergewöhnliche Erfahrung nun zu Ende geht.

 

Zum Schluss möchte ich mich bei allen bedanken, die mir diese zwei Monate in Kambodscha ermöglicht haben. Es war eine prägende Zeit, die ich nie vergessen werde. Ich kann bestätigen: Am meisten wächst man, wenn man sich aus seiner Komfortzone herauswagt.

 

Auf Wiedersehen, Kambodscha.

Bis bald!

Luca

 

P.S: Beim nächsten Mal gewinne ich das Armdrücken, Prof. Chantana! :)





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